Veröffentlicht am 28.01.2025
In ihrem Buch plädiert Elke Schilling für eine Strategie gegen Einsamkeit im Alter. Das Buch nimmt die Einsamkeit der Älteren gezielt in den Fokus. Es versucht, darüber ins Gespräch zu kommen, und zeichnet Lösungen und Wege auf, wie der Vereinsamung im Alter individuell und als Gesellschaft entgegengewirkt werden kann.
von Eveline Harder, ehrenamtliche Redakteurin des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin e.V.
Die Autorin Elke Schilling, Jahrgang 1944, ist auch die Initiatorin von „Silbernetz“, dem Telefon für einsame alte Menschen. Eine persönliche Erfahrung veranlasste sie, über eine Hilfestellung für einsame Menschen nachzudenken. Denn ihr Nachbar, der ihr bei ihrem Umzug nach Berlin eine große Hilfe war, aber selbst später jede Unterstützung ablehnte, lag drei Monate tot in seiner Wohnung.
Elke Schilling hatte von dem Projekt „The Silver Line“ in England gehört. Sie flog nach London und sprach mit den dortigen Mitarbeitern über deren Arbeit und entwickelte darauf Ideen für eine Organisation in ähnlicher Arbeitsweise. Sie begann mit den Vorarbeiten zur Gründung vom Silbernetz e.V., was einige Jahre dauerte. Doch endlich war es soweit: Ab dem 24. September 2018 konnten sich einsame Menschen unter der Hotline 0800 4 70 80 90 bei Silbernetz melden. Das Angebot galt zunächst nur für den Raum Berlin, ab 19. März 2020 wegen der Corona-Pandemie auch bundesweit. Täglich zwischen 8 und 22 Uhr sind die Leitungen besetzt, in der Zeit vom 24. Dezember bis 1. Januar eine jeden Jahres rund um die Uhr.
Elke Schilling hatte selbst zehn Jahre lang ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge Berlin-Brandenburg gearbeitet und kannte die Anforderungen für diese Aufgaben. Deshalb werden Ausbildung und Supervision für die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen angeboten. Die Gespräche dauern etwa 20 Minuten, sie sind anonym, vertraulich und kostenfrei. Dazu gibt es als zusätzliches Angebot die Silbernetz-Freundschaften: Anrufer:innen können einmal pro Woche nach einem festen Terminplan mit einem/r festen Gesprächspartner:in eine Stunde lang telefonieren. 200 Silbernetz-Freundschaften bestehen, insgesamt wurden seit 2018 etwa 600 Silbernetz-Freundschaften vermittelt. Zehn hauptamtliche Mitarbeiter:innen sind am Telefon tätig, dazu kommen rund 300 Ehrenamtliche, von denen sind 60 am Silbertelefon. Haupsächlich nutzen Frauen (80 Prozent) diese Möglichkeit. Ein weiteres Angebot ist die Silberinfo. Silbernetz gibt deutschlandweit Informationen zu Basisangeboten der Altenhilfe in Ländern und Kommunen an die Anrufenden am Silbertelefon.
Die Autorin berichtet im Buch immer wieder aus Gesprächen mit Anrufer:innen über deren Befindlichkeiten, deren Verzweiflung und Ängste sowie das Verlassenheitsgefühl. Sie gibt praktische Ratschläge, wie man diese Ängste überwinden und ein erfülltes soziales Leben führen kann. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Hochaltrigen (über 80 Jahre). Als ehemalige Staatssekretärin für Frauenpolitik weiß Elke Schilling, dass das Alter auch eine Chance für Neues bieten kann. Sie widerspricht der Auffassung, dass das Alter ausschließlich Verlust ist, und gibt inspirierende Beispiele dafür. Immerhin haben die Vereinten Nationen die Jahre 2021 bis 2030 zum Jahrzehnt des gesunden Alters erklärt, die Weltgesundheitsorganisation WHO übernahm die Federführung. Die Einsamkeitsquote liegt in der Bundesrepublik bei den älteren Menschen (über 60 Jahre) bei etwa 8 Millionen Menschen.
Somit ist festzustellen, dass Elke Schillings Buch „Die meisten wollen einfach mal reden“ ein wichtiges Buch für alle ist, die die Mechanismen der Einsamkeit verstehen und überwinden wollen. Eine Lektüre, die nicht nur informiert, sondern auch Kraft gibt, das Leben zu verändern.
Dieser Beitrag wurde von Eveline Harder aus unserer AG Redaktionsteam verfasst – herzlichen Dank dafür!
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