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Redakteurin auf Tour

Veröffentlicht am 27.09.2019

Tour de Palliativ – eine palliativgeriatrische Stadtrundfahrt

Von Eveline Harder

Fotos: Patricia Kalisch, Daniel Troll (vom Flyer Hospizdienst Palliative Geriatrie Nord 01/2017)

Am 27. September nahm ich an der Tour de Palliativ vom Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie (KPG) des Unionhilfswerks teil. Unsere Gruppe von 20 Teilnehmer/innen traf sich um 10 Uhr in der ersten Anlaufstelle, dem Hospizdienst Palliative Geriatrie Nord in der Schlieperstraße 75 in Berlin-Tegel.

Birgit Krug und Frau Wiebe Scheer begrüßten uns. Frau Scheer erläuterte das Konzept des ambulanten Hospizdienstes in Tegel, der seit mehr als zehn Jahren dort ansässig ist. Zwei Hauptamtliche in Teilzeit und 35 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sind dort tätig und engagieren sich vorrangig für den Bezirk Reinickendorf. Sterbebegleitung heißt: Da sein, sich Zeit nehmen, Geborgenheit und Sicherheit schaffen, Begegnungen ermöglichen. Die Angebote des Hospizdienstes sind kostenfrei. Die Arbeit wird von den Krankenkassen bezuschusst. Der Dienst ist auf Spenden angewiesen. Die Einrichtung in der Schlieperstraße hat sich bewährt und wird gut angenommen.

Anschließend ging es fußläufig zum Johanniter-Stift Berlin Tegel in der Karolinenstraße 21. Dort begrüßte uns die Pflegedienstleiterin Natascha Speicher. Das Motto der Johanniter ist „Kranke zu pflegen, sich der Schwachen anzunehmen und für den christlichen Glauben einzustehen“. Es folgten Informationen zur Geschichte und zur Verbreitung des Ordens in Deutschland. Tegel wurde 2013 eröffnet, verfügt über 31 Wohnungen (10 Euro/qm), vier Wohnbereiche für zu pflegende Bewohner, einen Krippenbereich und eine Kita. Für die Demenzkranken ist es ein offenes Haus, kein Wegschließen. Eine Hausärztin betreut die Bewohner. Das Haus ist überaus beliebt, herrlich gelegen und wunderschön gestaltet. „Wir sehen uns als das letzte Zuhause“, äußerte sich die Leiterin. Gerade in der präfinalen Phase ist hier eine intensive Pflege gegeben. Die Warteliste verzeichnet 800 Anmeldungen. Teilnehmer der Gruppe war Eckhard Feddersen, der Architekt dieses Hauses, der es nach der Eröffnung 2013 nun wieder besuchte.

Von der Karolinenstraße ging es dann per Bus zu Otto Berg Bestattungen in die Residenzstraße 68. Hier empfing uns der Geschäftsführer Carsten Pohle, der Urenkel von Otto Berg. Ein Familienunternehmen seit 1879. Die Veranstaltung fand wie immer in der Kapelle statt. Viele Kerzen leuchteten, ein Sarg stand floristisch ausgestaltet dort. Herr Pohle stellte das Unternehmen vor und beantwortete die Fragen aus der Gruppe: Darf auf Wunschkleidung des Verstorbenen bestanden werden (Uniform, Taucheranzug, Hochzeitskleid). Kann die Asche verstreut werden, und wie werden Seebestattungen durchgeführt. Und wie beantrage ich, einen Diamantring aus der Asche herstellen zu lassen und zu erhalten (nicht in Deutschland, jedoch in der Schweiz). Eine neue Entwicklung bahnt sich durch Fridays for future an: es werden ökologische Bestattungen gewünscht (Energieeinsparung u. a.). Herr Pohle beantwortete alle Fragen ausführlich und eingehend. Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume schloss sich an. Den Abschluss bildete wie gewohnt ein kleiner Imbiss.

Nun fuhren wir zum letzten Standort der Tour, ins Sozialwerk Berlin e. V., Stadtteilzentrum Käte-Tresenreuter-Haus, ein Altenselbsthilfezentrum in der Humboldtstraße 12 in Grunewald. Die Vorsitzende des Vorstands, Margit Hankewitz, erwartete uns. Bei Kaffee und köstlichem Kuchen stellte sie das Haus vor, das von ca. 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern/innen bewirtschaftet wird. Der Verein besteht seit knapp 50 Jahren, verfügt über mehr als 26 Interessenkreise, bietet kulturelle Veranstaltungen, Film-Nachmittage, Lesungen und das Erzähl-Café an. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Eine Hausführung schloss sich an. Ein wunderschönes Haus für aktive Seniorinnen und Senioren, das auf großes Interesse stieß.

Die Quintessenz des Tages: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Cicely Saunders

Die Tour de Palliativ fand im Rahmen des Hospizherbstes 2019 statt, der am 23. September begann. Noch bis zum 24. November gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Informationen zum Programm gibt es unter: https://www.hospizwoche.de.

Mitmachen

LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blogbeitrag von Eveline Harder
zuletzt überarbeitet 27.09.2019

 

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