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Das war die 3. Berliner Engagementkonferenz

Veröffentlicht am 20.11.2025

Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Eineinhalb Tage lang haben wir uns im smartvillage in Berlin-Neukölln ausgetauscht, diskutiert und zugehört– gemeinsam mit Engagierten aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Menschen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven sind zusammengekommen, um sich der Frage zu stellen: Arbeiten wir zusammen?

Der erste Konferenztag bot eine Mischung aus inspirierenden Impulsen, Grußworten und einer lebendigen Diskussion über die Herausforderungen des Engagements.

Impuls „Vielfältige Zivilgesellschaft als Garant der Demokratie“

Viktoria Gabrysch (Tamaja Soziale Unternehmen GmbH) eröffnete die Konferenz mit einem eindringlichen Impuls: Demokratie lebt von Beteiligung, nicht von Beobachtung. „Demokratie ist keine Zuschauerveranstaltung. Sie lebt davon, dass wir uns einmischen – im Kleinen wie im Großen.“ Sie machte deutlich, dass es engagierte Menschen braucht, „die Brücken bauen, zuhören, handeln und verbinden“. Orte wie die Berliner Engagementkonferenz seien dafür essenziell: Hier entstehen Ideen, Netzwerke und Zukunftsperspektiven.

Viktoria Gabrysch (Tamaja Soziale Unternehmen GmbH)
Alena Struzh (Reporter ohne Grenzen), Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Keynote „Pressefreiheit als Gradmesser der Demokratie“

Mit klaren Worten und eindrucksvollen Beispielen führte Alena Struzh von Reporter ohne Grenzen durch die globale Lage der Pressefreiheit. „Es gibt keine Demokratien ohne freie Medien – aber freie Medien allein können keine Demokratie garantieren.“ Sie erläuterte, dass die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit so kritisch ausfällt wie nie zuvor. Das sei nicht nur ein Rückgang freier Medien, sondern ein deutlicher Hinweis auf eine weltweite Schwächung demokratischer Strukturen. Anhand der Entwicklungen in Russland und Georgien zeigte sie, wie eng Medienfreiheit und politische Teilhabe miteinander verknüpft sind. Gleichzeitig endete ihre Keynote hoffnungsvoll: Jede:r könne etwas tun – durch kritische Medienkonsum, das Unterstützen seriöser Quellen oder das Unterzeichnen von Petitionen.

Oliver Friederici, Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung einer starken und gut vernetzten Engagementlandschaft für Berlin. Engagement sei eine zentrale Ressource für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Oliver Friederici (Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt)
Von links: Alessa Berkenkamp (Moderatorin), Fiete Rohde (KIEZconnect e.V.), Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow), Dr. Heiko Giebler (Freie Universität Berlin), Kristina Krömer (metro_polis e.V.), Bärbel Becker (Moderatorin), Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Panel „Chancen für eine starke Demokratie: Engagement unter Druck – oder doch im Aufbruch?“

Im Anschluss diskutierten Dr. Heiko Giebler (Freie Universität Berlin), Kristina Krömer (metro_polis e.V.), Fiete Rohde (KIEZconnect e.V.) und Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow) unter der Moderation von Bärbel Becker und Alessa Berkenkamp über die Frage: Engagement unter Druck – oder doch im Aufbruch?

Die Diskussion machte deutlich, dass Engagement heute vor großen Herausforderungen steht – aber auch enorme Potenziale birgt. Besonders eindrücklich war die Erkenntnis, dass die Zivilgesellschaft in ihrer Breite ihre Stärke entfalten kann: „Wir sind wahnsinnig viele – und wenn wir uns besser koordinieren, sind wir wahnsinnig mächtig.“ Gleichzeitig wurde betont, wie stark Selbstwirksamkeit als Motivation für freiwilliges Engagement wirkt. Viele Menschen engagieren sich, weil sie konkret erleben möchten, dass ihr Handeln etwas verändert. Ebenso rückte die Frage in den Fokus, wie wichtig es ist, jene Orte und Gruppen aufzusuchen, die bisher kaum erreicht werden – auch wenn diese Wege zunächst herausfordernd erscheinen.

Zum Ende des Programms stellte renk e.V. die neue digitale Plattform engagiertes.berlin vor. Die Plattform bietet unter anderem Informationen zu aktuellen Förderprogrammen, verfügbaren Räumen für Veranstaltungen, digitalen Tools zur Unterstützung der Ehrenamtsarbeit, Hinweisen zu Anerkennungspreisen und einer Vielzahl kostenfreier Fortbildungen.

Im Anschluss an das offizielle Programm klang der erste Konferenztag bei Essen und Getränken im Foyer aus.

Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Von Impulsen zu aktiver Arbeit: Der zweite Konferenztag

Nach einer kurzen Eröffnung durch Gabriele Stilla-Bowman, Geschäftsführerin des LNBE, sowie einem kompakten Rückblick auf die wichtigsten Erkenntnisse des ersten Konferenztages, startete der zweite Tag direkt in die Workshop-Phasen. Insgesamt wurden zwölf Workshops angeboten, die in zwei parallelen Durchläufen stattfanden. Die Workshop-Themen ergaben sich aus unserem Impulspapier zur Fortführung der Berliner Engagementstrategie und spiegelten zentrale Fragen und Handlungsfelder wider, die aktuell im Fokus stehen.

Ein Schwerpunkt lag auf Inklusion und Teilhabe: Dr. Elias Steinhilper (DeZIM e.V.) gab Impulse, wie Engagement auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren kann, während Amund Schmidt (Lebenshilfe Bildung gGmbH) und Angela Meyenburg (KulturLeben Berlin) Strategien für inklusives Engagement in einer polarisierten Gesellschaft diskutierten.

Die AG UNKE lud Interessierte zum Austausch über Herausforderungen, Bedarfe und wirkungsvolle Projekte im Klima- und Umweltbereich ein. Parallel dazu zeigte der Landesmusikrat Berlin in einem musikalischen Workshop, wie gelebte Demokratie in Kunst und Musik erfahrbar wird.

Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Mehrere Workshops widmeten sich der Frage, wie Engagement stärker sichtbar, widerstandsfähiger und zukunftsfähig werden kann. Dazu gehörten Impulse zur resilienten Zivilgesellschaft von Isabel Gahren (betterplace lab) sowie die Mut-Werkstatt. Clara Lehmann (Junges Engagement Charlottenburg-Wilmersdorf) thematisierte, wie das Engagement junger Menschen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält.

Weitere Formate fokussierten die Schnittstellen zwischen Engagement, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. So diskutierten Beate Stoffers (Stiftung Zukunft Berlin) und Olaf Schulz (Berliner Sparkasse) über Arbeitgeberverantwortung, während Fiete Rohde (KIEZconnect) die Zusammenarbeit zwischen Kiez, Bewegung und Verwaltung beleuchtete. Ergänzt wurde dies durch Workshops zu den strukturellen Beziehungen zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, angeleitet von Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow), sowie zur Frage, wie man trotz „keine Zeit, kein Raum, kein Bock?!“ die Herausforderungen des Engagements praktisch meistern kann (Philipp Rhein, Bezirksamt Neukölln).

Abgerundet wurde das Workshop-Programm durch ein Lernformat zu digitalen Dynamiken: İlker Eraslan (mediale pfade) führte in die Logiken von Plattformen, KI und algorithmischen Verstärkereffekten ein und zeigte auf, wie sich diese auch im Engagement sinnvoll nutzen lassen.

Fotos: Marcus Lieder – www.marcuslieder.com

Von Workshops zu konkreten Foren 2026

Nach der Mittagspause startete die letzte und entscheidende Phase der Konferenz: Die Ergebnisse der einzelnen Workshops wurden zunächst kurz vorgestellt. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich die Ergebnisse genauer anzuschauen und zu überlegen, an welchen Themen sie im kommenden Jahr weiterarbeiten möchten.

Geplant ist, dass 2026 drei Foren unter der Federführung des LNBE organisiert werden, um die bearbeiteten Themen weiterzuführen. Diese Foren sollen konkrete Handlungsempfehlungen an Politik und Verwaltung erarbeiten, die dann wieder in die nächste, die 4. Berliner Engagementkonferenz, einfließen.

In angeregten Diskussionen wurden Themen zusammengeführt, Prioritäten gesetzt und schließlich die drei Foren für 2026 festgelegt:

  • Inklusion und Vielfalt
  • Junges Engagement
  • Zusammenarbeit neu gestalten / Resiliente Zivilgesellschaft

Damit neigte sich eine erfolgreiche Konferenz dem Ende zu – ein großes Dankeschön an alle, die mitgewirkt, teilgenommen und sich eingebracht haben. Wir freuen uns auf das Jahr 2026 mit euch!

Dokumentation

Weitere Bilder und die Ergebnisse der Workshops im Fotoprotokoll gibt es auf unserer Konferenzseite.

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