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Neue Chancen und neue Herausforderungen

Veröffentlicht am 21.03.2022

Zwei Themen bestimmten die 59. Mitgliederversammlung des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin am 9. März, die erneut (aber hoffentlich das letzte Mal) als Videokonferenz stattfand: die Umsetzung der Berliner Engagementstrategie sowie die angelaufene Hilfe für die Flüchtlinge aus der Ukraine.

von Helmut Herold

 

Ja, die Fassungslosigkeit war noch zu spüren unter den Teilnehmer:innen der Mitgliederversammlung über  das Leid der Menschen. Aber auch die Entschlossenheit, so wie 2015 den zivilgesellschaftlichen Einsatz zu organisieren und zu helfen, wo immer es nötig ist. So berichtete Dagmar Wehle vom Sozialverband VdK über das Projekt „sei:dabei“, das Menschen mit Fluchterfahrung und einer Behinderung unterstützt. Um wirksam helfen zu können, seien Strukturen wichtiger als Spontanität, so Dagmar Wehle. Daniel Büchel vom Unionhilfswerk verwies auf die Erklärung des Sprecher:innerates des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin vom 3. März, in dem die Berliner:innen aufgerufen werden, den Menschen in der Ukraine humanitär zu helfen. In diesem Punkt sieht sich das Landesnetzwerk in der Pflicht, alles Erdenkliche zu tun, um selbst zu helfen und Hilfe zu organisieren. Tom Nehiba vom Schwulen Museum informierte über das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine. Und Marc D. Ludwig vom Förderverein Zivilgesellschaftsforschung kritisierte die unzureichende staatliche Koordinierung der Aktivitäten beim Empfang ukrainischer Kriegsflüchtlinge auf dem Hauptbahnhof Berlin, wo zunächst fast ausschließlich Ehrenamtliche im Einsatz waren.

Fest steht:  Die Ukraine-Hilfe wird  eine große Herausforderung für das Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin und seine Mitgliedsorganisationen sein. Ein Projekt, das auf diese zukünftigen Anforderungen verweist, hat die ZeitZeugenBörse gestartet. Dabei sollen „Zeitzeug:innen mit Migrationsgeschichten“ zu Wort kommen. Zwar geht es zunächst um Menschen, die zwischen den 1960er und 1990er Jahren nach Berlin kamen, aber es ist sicher auch notwendig, die Schicksale und Erfahrungen jener Menschen zu erfassen und anderen zugänglich zu machen, die 2015 und 2022 zu uns kamen und noch kommen.
Und fest steht auch: Das Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin scheint auf die neuen Herausforderungen gut vorbereitet zu sein. Denn mit der in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Senat und Abgeordnetenhaus entwickelten Berliner Engagementstrategie ergeben sich auch größere Chancen, alte und neue Herausforderungen an die Zivilgesellschaft noch besser zu bewältigen. So hat es bereits Gespräche mit Ana-Maria Trăsnea gegeben, der neuen Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, und mit Friedemann Walther, Referatsleiter Bürgerschaftliches Engagement und Demokratieförderung bei der Senatskanzlei. Darin ging es um die Frage, wie das Landesnetzwerk künftig aufgestellt sein muss, um noch wirksamer als Motor und Koordinator von freiwilligem Engagement wirken zu können. Dazu soll das Landesnetzwerk in eine verlässliche Förderstruktur aufgenommen werden. Das Problem dabei: Noch hat das Land Berlin keinen bestätigten Haushalt. Doch wie Friedemann Walther in der Mitgliederversammlung versicherte, wird es einen Entwicklungsprozess mit einer finanziellen Überbrückung von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt geben. Auch im Ausschuss für Bürgerschaftliches Engagementdes Abgeordnetenhause ist die Berliner Engagementstrategie zum entscheidenden Bezugspunkt geworden, wie die Abgeordnete Dunja Wolff sagte.

Also: Abwarten und Tee trinken? Auf keinen Fall. Eher: In die Hände spucken und loslegen. Denn die nächsten Aktivitäten müssen vorbereitet werden. Zum Beispiel die 15. Berliner Freiwilligenbörse. Nach zwei Jahren als reine Onlineveranstaltung soll die Börse in diesem Jahr sowohl online als auch in Präsenz stattfinden. So sollen alle Aussteller im Netz präsentiert werden, zugleich aber sollen sich einige von ihnen dezentral an drei Orten in Berlin vorstellen können. Denkbar seien kleine Gruppen von bis zu 20 Ausstellern zum Beispiel in Einkaufszentren. Die Orte werden noch gesucht, wie die Geschäftsführerin der Landesfreiwilligenagentur Berlin, Carola Schaaf-Derichs, sagte. Das Ganze könne in der Zeit von Juli bis September stattfinden und dabei Themen wie Jugend, Nachhaltigkeit, Klima und Ukraine-Hilfe aufgreifen. Vielleicht ist auf der Börse auch das jüngste Mitglied des Landesnetzwerks mit dabei, der Verein Yeşil Çember (türkisch für Grüner Kreis), der seit zehn Jahren türkischsprachige Menschen in Deutschland für Umweltthemen sensibilisiert und aktiviert.

Und dann steht ja noch die 60. Mitgliederversammlung des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin am 15. Juni an, die dann hoffentlich wieder analog stattfindet. Zeit wird’s. Denn eines haben wir alle in den zurückliegenden zwei Jahren festgestellt: Videoplattformen haben uns geholfen, in Kontakt zu bleiben, uns auszutauschen und unsere Arbeit fortzusetzen. Aber sie erlauben nur digitales Plenum. Was fehlt, sind die Plaudereien und der zwanglose Austausch, das Erleben der Nähe und das damit verbundene Gemeinschaftsgefühl.

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LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blogbeitrag von Helmut Herold
zuletzt überarbeitet 21.03.2022

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