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20. Fachtagung Palliative Geriatrie: Leben können – Sterben dürfen

Veröffentlicht am 23.10.2025

Foto: Eveline Harder

Am 10. Oktober 2025 versammelten sich Fachleute der Palliativmedizin zur 20. Fachtagung Palliative Geriatrie im Konrad-Adenauer-Haus, um über das wichtige Thema „Leben können – Sterben dürfen“ zu diskutieren – mit einem besonderen Fokus auf die Zugangsgerechtigkeit für alte und demente Menschen zur palliativen Versorgung. Eveline Harder war vor Ort und schildert im Folgenden ihre Eindrücke von einer Tagung, die mit fachlicher Tiefe, inspirierenden Impulsen und bewegenden Momenten beeindruckte.

von Eveline Harder, ehrenamtliche Redakteurin des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin e.V.

Wie immer fand die Tagung im Konrad-Adenauer-Haus statt. Der Hausherr, Herr Dr. Joachim Klose, eröffnete die Tagung und Herr Dirk Müller, der Veranstalter, betonte bei der Begrüßung, dass die Zugangsgerechtigkeit nicht nur im Hospiz, sondern auch für die Allgemeinheit Anwendung finden muss. Dann ergriff Frau Professor Dr. Marina Kojer, Ehrenvorsitzende der Fachgruppe Palliative Geriatrie, das Wort. Sie war fünf Jahre nicht mehr bei der Tagung anwesend. Sie sprach davon, dass die Lebenserwartung von Jahr zu Jahr steigt. Darum ist die Palliative Geriatrie wichtiger geworden und die Anforderungen an das Personal immer fordernder und schwieriger. Sie schloss mit den Worten von Sören Kierkegaard „Der Helfer muss zunächst verstehen, dass Helfen nicht Herrschen heißt, sondern Helfen.“

Frau Professor Dr. Katharina Heimerl, Universität Wien, sprach über das vierte Lebensalter, wenn die Erwerbsphase schon lange vorbei ist und die ersten Beschwerlichkeiten eintreten. Sie teilte das in Go-Gos, Slow-Gos und No-Gos ein. Sie setzt sich für die Zugangsgerechtigkeit bei Palliativbedürftigkeit von Hochaltrigen ein, und zwar nicht nur in Todesnähe, sondern um die spezifische Care-Bedürftigkeit bei Morbidität und Demenz und um auch den Angehörigen in schweren Zeiten beizustehen. Was muss man über die Menschen wissen, um sie gut betreuen zu können? Man muss die Biografieunterlagen kennen.

Mit den Hochbetagten sollte über ihre Sterbewünsche geredet werden. Herr Dr. Sebastian Schiel, Direktor Klinikum Fulda. Leben können, Sterben dürfen – wie gelingt das im praktischen Versorgungsalltag? Lebensziele und Therapieziele? Was ist mir wichtig, was möchte ich und was möchte ich nicht? Anhand von Fallbeispielen untermauerte er die Lebensziele alter Menschen. Das „Leiden am Leben“ minimieren und die Lebensqualität steigern. Kommunikation mit den Hochbetagten ist überaus wichtig. Total Pain in der palliativen Geriatrie: körperliche Leiden, psychische Not, soziale Nöte, spirituelles Leid.

Frau Hedwig Neu, Krankenschwester und Validationsmaster-Teacher, „Mit Validation den Weg gemeinschaftlich und empathisch gehen“. Drei Fälle wurden vorgestellt. Sie bezog sich in der Analyse auf die dritte Strophe des Liedes „Der Mond ist aufgegangen…“ „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost verlachen, weil unsere Augen sie nicht sehen.“ Eine gute Metapher über das Halbwissen der Sterbewünsche der Hochbetagten. Am Lebensende nicht allein zu sein ist der Wunsch jedes Sterbenden. Mit Validation den sich im Sterben Befinden zu unterstützen. Herr Dr. Harald Retschitzegger, Additivfacharzt für Geriatrie, Wien, hatte das Thema „Von Alzheimer bis Zauberberg“ – eine literarische Reise durch die Palliative Geriatrie. Wie immer begeisterte Retschizegger durch seinen Vortrag mit Auszügen aus den jeweiligen Büchern die Zuhörer:innen. Unter anderem brachte er Werke von Thomas Mann, Arno Geiger, Melitta Breznik und andere zur Sprache. Seine Präsentation endete mit dem Ausspruch „Ich lese bis ich verwese“. Das war brillant!

Während der Fachtagung wurden die Teilnehmer:innen musikalisch von Frau Iris Krall-Radulian, Violinistin und Seniorenbetreuerin, Wien, erfreut. Sie bezauberte mit ausgewählten Stücken das Publikum und erzählte aus ihrem ehrenamtlichen Leben, wie sie Sterbenden mit ihrer Violine zu glücklichen Momenten verhilft. Sehr beeindruckend und berührend.

Es war eine sehr erfolgreiche Tagung mit Gedankenaustausch zwischen den Teilnehmer:innen während der verschiedenen Pausen. Ein großes Kompliment an Dirk Müller und sein Team.

Fotos: Pfister/ KPG

Dieser Beitrag wurde von Eveline Harder aus unserer AG Redaktionsteam verfasst – herzlichen Dank dafür!

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